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08.07.
2024

Charlotte und die französische Schweiz

Charlotte aus der 8. Klasse liebt die französiche Sprache. Und so ist es nicht überraschend, dass sie an einem besonderen Austausch teilgenommen hat. Hier ist ihr interessanter Bericht, der vielleicht andere motivieren könnte, es Charlotte nachzumachen:

Schon seit ich vor fast zwei Jahren hier in der Schule anfing, Französisch zu lernen, und eigentlich auch schon davor, wusste ich, dass ich irgendwann einmal einen Austausch nach Frankreich machen wollte. Am Anfang der 8. Klasse sprach ich also meine Französischlehrerin darauf an und fragte, welche Möglichkeiten es überhaupt geben würde. Sie erzählte mir von Programmen wie dem Brigitte-Sauzay-Programm oder dem Voltaire-Programm, mit denen man drei oder sechs Monate nach Frankreich gehen kann. Außerdem zeigte sie mir einen Infozettel zu einem zweiwöchigen Austausch in die Französische Schweiz im Kanton Waadt. Ich war sofort begeistert und fand, dass es eine gute Möglichkeit war, das Ganze erst einmal auszuprobieren. Also meldete ich mich auf der Website elev.ch an. Die Organisation heisst ELEV échanges linguistiques des écoles vaudoises und bietet Austausche in den Ferien, aber auch unabhängig davon, für jedes Alter zwischen 11 und 18 an. Man musste online einen Bogen ausfüllen, wodurch die Organisation ein bisschen mehr über einen erfuhr und somit besser einer passenden Austauschpartnerin oder einem passenden Austauschpartner zuteilen konnte. Auch die Austauschpartner*innen haben diesen Bogen nach der Zuteilung zugeschickt bekommen, damit sie mehr über den anderen erfuhren. Natürlich konnte man sich dann auch z. B. über WhatsApp kontaktieren.

Bis es soweit war, hat es aber schon etwas gedauert. Es war natürlich auch nicht ganz klar, ob es genug Jugendliche in der Schweiz gegeben hatte, die sich angemeldet hatten, und ob man dadurch vielleicht doch nicht teilnehmen könnte. Doch die Organisatoren haben einen sehr guten Job gemacht und sich Mühe gegeben, Partner*innen im gleichen Alter und manchmal sogar mit den gleichen Interessen zu finden. Am 17. Februar wurde ich dann schließlich von einer unbekannten Nummer aus der Schweiz angeschrieben, die schrieb, das sie Tessa heiße und fragte ob wir uns über WhatsApp ein bisschen kennenlernen wollten. Ich guckte sofort auf der Website der Organisation und tatsächlich: Dort war das Profil meiner Austauschpartnerin Tessa. Ich freute mich total und in den darauffolgenden Wochen tauschten wir immer mal wieder Nachrichten aus und schrieben über unsere Lieblingsessen, Bücher, Fächer in der Schule und ähnliches.

In den Osterferien war es dann endlich soweit. Nach einer Woche Ferien reiste ich am Samstag, dem 6. April, in Richtung Schweiz ab. Der Abschied von meiner Familie fiel mir nicht so schwer, auch wenn ich in dem Moment schon ein bisschen traurig war, aber ich wusste, dass ich nur zwei Wochen weg sein würde. Es waren noch andere sehr nette Leute in meinem Alter dabei, mit denen ich mich sehr gut verstand, und ich trat die Reise auch nicht ganz alleine an, denn eine Freundin von mir hatte sich ebenfalls angemeldet, wurde vermittelt und so fuhren wir jedenfalls hin und zurück zusammen. Wir starteten zusammen mit zwei Betreuern aus Hamburg und nahmen den ICE nach Basel. Die Stimmung im Zug war gut, doch nach dem zweiten Mal umsteigen, als wir im Zug Richtung Lausanne, unserem Ziel, saßen, stieg die Aufregung bei jedem. Ich war sehr gespannt wie Tessa und ihre Familie so sein würden und was ich in den zwei Wochen dort alles erleben würde.

Die erste der beiden Wochen hatten Tessa und ihre Schwester ebenfalls Schulferien. Also besuchten wir die beiden schönen Städte Genf und Lausanne, gingen in Lausanne ins Olympische Museum, waren in einem Kletterpark, badeten im Genfer See, der fast genau vor der Tür war, aber wir verbrachten auch viel Zeit zu Hause und ich wurde als Teil der Familie aufgenommen. Abends guckten wir immer mit Popcorn und Tacos die Lieblingsserie meiner Austauschfamilie und ich wurde ebenfalls zum Fan. Es kamen Freunde zu Besuch und wir feierten den Geburtstag von Tessas Schwester. Nach der ersten Woche hatte sich mein Französisch schon verbessert und ich verstand fast alles, aber ich traute mich noch nicht wirklich etwas zu fragen und lange Sätze waren auch noch so ein Problem. In meiner dritten Ferienwoche fing in der Schweiz die Schule wieder an. Ich ging in die Klasse meiner Austauschpartnerin und erlebte wie der Unterricht in ihrer Schule so war. Es gab normale Fächer wie bei uns wie zum Beispiel Français oder Mathématiques, aber auch ein Fach, das so ähnlich ist wie WiPo, bei dem es hauptsächlich um das Rechtssystem der Schweiz geht. Die Schule war riesig und hatte eine Sporthalle, zwei Fußballplätze, eine große Bücherei, eine Cantine, in der es jeden Tag Warmes zum Mittag gab und darüber befand sich noch das Theater der Schule und der Stadt. Das, was mich aber wirklich begeistert hat, waren die Personen in der Schule. Alle waren nett und hilfsbereit, die Lehrer*innen kümmerten sich gut um mich und wenn ich noch ein bisschen länger geblieben wäre, hätte ich auch Freund*innen unabhängig von meiner Austauschpartnerin gefunden. Auch den Unterricht auf Französisch zu verstehen, war kein wirkliches Problem gewesen, da die Lehrer*innen natürlich alle deutlich sprechen mussten. Meine Austauschschülerin ist aber ein bisschen älter als ich, deshalb verstand ich im Mathematik-Unterricht nicht alles, aber das war kein Problem, es war ja auch nur für eine Woche. Am letzten Abend vor meiner Abreise fand ein Konzert im Theater der Schule statt, bei dem sowohl Tessa als auch ihre Schwester mitsangen. Das war ein sehr besonderer Abschluss, an den ich mich noch lange erinnern werde. Am nächsten Morgen brachten mich meine Gasteltern wieder zum Bahnhof nach Lausanne. Vorher verabschiedete ich mich natürlich von allen anderen Familienmitgliedern, inklusive der drei Katzen. Vor allem eine Katze Angie hatte ich während den zwei Wochen sehr ins Herz geschlossen und hätte sie am liebsten mit nach Hause genommen. :))

Der Abschied von meiner Gastfamilie fiel mir schwer und ich hoffe, dass ich sie irgendwann nochmal besuchen kann! Bald kommt erstmal meine Austauschpartnerin nach Deutschland, um mit uns die letzte Schulwoche und die erste Woche der Sommerferien zu verbringen. Ich hoffe, dass ihr erster Austausch hier genauso unvergesslich und schön wird wie meiner! Mein Französisch hat sich in den zwei Wochen zwar ein wenig verbessert und ich kann auf jeden Fall mehr verstehen als vorher, aber vor allem habe ich gelernt, ein bisschen über meinen eigenen Schatten zu springen, mit Leuten zu interagieren und ihnen auch Fragen in einer anderen Sprache stellen zu können. Ich hatte eine supertolle Zeit in der Schweiz und kann es allen, die auch Lust zu so etwas hätten, nur empfehlen!